Unsere
Geschichte
Der
Anfang
Im Jahre 1955 - also vor rund 65
Jahren - erhielt die damalige "Friedrich-Engels-Oberschule"
in
der Friesenstraße in Halle unter
der Leitung des Direktors Kurt
Konecny den Status einer Kinder -
und Jugendsportschule.
Vier
Klassen mit Schülern, die zwei - dreimal
in der Woche Sport treiben wollten,
waren der bescheidene, aber
verheißungsvolle Beginn. Sie turnten,
schwammen, spielten Ball, beschäftigten
sich mit leichtathletischen Disziplinen.
Am Nachmittag trainierten alle in den
verschiedensten Sportvereinen der
Stadt.
Als
18. Schule in der damaligen Deutschen
Demokratischen Republik (DDR) erhält am
18.06.1956 die Oberschule Friedrich Engels
mit 4 Klassen und 80 Schülern den Status
"Kinder- und Jugendsportschule".
Die
folgenden Jahre waren von viel
Provisorium und Einfallsreichtum
gekennzeichnet. Dazu gehörte vor allem
eine aufopferungsvolle Arbeit zur
Verbesserung der Trainingsbedingungen.
Trainiert wurden Sprint und
Hürdenlaufin den - zweifellos großen -
Fluren der Schule. In der ehrwürdigen
Aula der Schule, in der u.a. auch der
ehemalige Außenminister Genscher sein
Abiturzeugnis bekam, wurde
Bodenturnengeprobt; im langgestreckten
Flur der vierten Etage standen Pferd
und Kasten zum Sprung bereit. Diese
Situation verbesserte sich erst, als
Lehrer, Schüler und Eltern an der
Jahn- Turnhalle eine Kleinsportanlage
schufen, die durch den Bau der Zufahrt
zur B 100 weggerissen wurde.
Ein wesentliches
Kriterium für die an den Kinder- und
Jugendsportschulen erzielten Ergebnisse
war in den damaligen Jahren das Abschneiden bei den
Zentralen KJS- Sportfesten, die alljährlich
durchgeführt wurden. Beim
1. Zentralen Sportfest dieser Art 1957
in Güstrow erkämpfte Almut
Fehse (heute
Sportlehrerin) als Schülerin eine
Goldmedaille. Das war der erste
größere Erfolg einer Einrichtung, deren Schüler später
in alle Welt auszogen, um Medaillen zu
erobern.
Mit der Gründung
des SC Chemie Halle 1958
verbesserten sich viele Bedingungen.
So blieben Erfolge auch nicht aus.
Die
erste bedeutende internationale Leistung
errang 1958
die Schwimmerin Karin
Beyer (heute
Harzer), als sie über 100 m Brust mit
1:19,5 min einen neuen Weltrekord schwamm.
Die heutige Schwimmlehrerin trainierte
übrigens damals noch im Hallenbad in der
Schimmelstraße auf einer 25-m Bahn,
manchmal auch nur auf einer 12,5-m-
Bahn. Denn während die Schwimmer auf der
Querbahn trainierten, übten an der
tiefsten Stelle die Wasserspringer ihre
Schrauben und Salti. Mit so großem
Erfolg, dass Rolf
Sperling als
erstem Schüler unserer Schule die
Teilnahme an den Olympischen Spielen in
Rom gelang und er einen achtbaren
5. Platz im Turmspringen belegte. Auf
Grund der schlechten Bedingungen gingen
bis 1970 die besten Schwimmer den Weg
nach Leipzig, so dass Karin Beyer ihre
weiteren Rekorde für den SC Leipzig
schwamm.
Die
Palette der Sportarten erweiterte sich. So gab es 1965 u.a.
erstmals eine eigenständige
Fußballklasse an der Schule.
Der Höhenflug
Die
rasante Entwicklung des Leistungssports
im internationalen Maßstab ging auch an
der Kinder- und Jugendsportschule nicht
spurlos vorbei. So mussten nach 1968 die
Modernen Fünfkämpfer, Wasserballer
und Basketballer die Schule verlassen,
weil sie zu den "teuren" Sportarten
gehörten.
Es
wurde immer schwieriger, die hohe
sportliche Belastung in den Klubs mit
der Sicherung einer soliden
Allgemeinbildung in der Schule in
Einklang zu bringen. Die Bedingungen
veränderten sich schlagartig.
- So wurde am 01. April 1968 ein
neues Internat an der
Robert-Koch-Straße bezogen.
- Mit dem 02. März 1969 erfolgte, unter der
Leitung des damaligen Direktors, Dr.
Günther Sparenberg, auch der Umzug
in ein neues Schulgebäude an gleicher Stelle
- eine Arbeit, die
den Lehrern der KJS noch des öfteren
bevorstehenden sollte... Küche und
Speisesaal komplettierten das
Ensemble.
Durch die Fertigstellung der
Schwimmhalle, der Lauf - und Turnhalle
und des Leichtathletikstadions konnten Turnerinnen und
Turner, Leichtathleten sowie
Sportschwimmer schließlich im gleichen
Areal trainieren, lernen und wohnen.
Komplizierter
war
es zu diesem Zeitpunkt noch für die
Schüler der anderen Sportarten. Der
schuleigene Bus transportierte sie zum
Training quer durch die Stadt, bis
für die Ringer und Boxer in Halle-Kreuz
und für die Wasserspringer sowie
Sportgymnastinnen in Halle-Neustadt
eigene Schulteile und bald auch
Internatsplätze geschaffen wurden.
Auch
durch den Schulneubau
in Kröllwitz - der Baubeginn
erfolgte im Frühjahr 1989 - wurden
wiederum bessere Voraussetzungen
geschaffen.
Insgesamt
erkämpften Schüler und ehemalige
Schüler der Kinder- und
Jugendsportschule bis zur Wende
1989 bei Olympischen Spielen,
Welt- und Europameisterschaften 49
Gold-, 45 Silber- und 41
Bronzemedaillen.
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Die
größte
und
erfolgreichste Delegation von
Schülern unserer Schule mit
Trainern und Kampfrichtern gab
es zu den Olympischen Spielen
1976 in Montreal |
Dieses Ergebnis
wäre nicht erreichbar gewesen ohne eine
Unterrichtsweise, die bei Unbeteiligten
Kopfschütteln auslöste: dem Gruppen- und
Einzelunterricht und der
Schulzeitstreckung. Lehrgänge lösten den
Unterricht ab, Wettkämpfe brachten eine
Vielzahl von Fehlstunden, dem bis zu
6stündigen Training konnten keine 6
Stunden Unterricht folgen. Also wurden
zwei Schuljahre auf drei aufgeteilt.
Kornelia Ender war die erste
Schülerin, die Einzelunterricht erhielt,
eine Art des Unterrichts, die von
Schülern und Lehrern nicht nur mit
Begeisterung aufgenommen wurde.
Über 20
Jahre leitete Dr. Sparenberg die
Kinder- und Jugendsportschule
Halle. Hier auf dem Bild mit
erfolgreichen Ruderern. |
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Es wäre jedoch ein
unvollkommenes Bild, wenn die
Retrospektive nur die Arbeit in der
Schule bewerten würde. Immer war die
sportliche Entwicklung der Schüler von
den großen Anstrengungen der zunächst an
der Schule, dann beim SC Chemie Halle
bzw. dem Halleschen Fußballklub
angestellten Trainern begleitet. Die
Koordinierung der sportlichen und
schulischen Ausbildung musste
funktionieren, damit der Athlet alle ihm
zur Verfügung stehenden Möglichkeiten
nutzen konnte, trotz der hohen Belastung
eine solide Grundlage für sein
berufliches Leben zu schaffen.
Die Wende
Mit der Wende begann
das Bangen um die weitere Existenz der
Sportschule unter den neuen veränderten
Bedingungen. Erleichterung
war zu spüren, als es Ende 1990
hieß: Es geht weiter!
In der
"Bildzeitung" vom 28.Dezember 1990
war damals zu lesen:
Halle:
Berühmteste Sportschule gerettet !
Bis zu dem Tag
hatte es aber mancherlei Irritationen um
unsere Schule gegeben. Im März legte der
neue Schulleiter Klaus Salz eines von
mehreren Konzepten vor, wie die nun zu
großen Kapazitäten der Schule sinnvoll
genutzt werden könnten. Von der "Sport- und
Talenteschule" war künftig die Rede.
Gespräche mit der Kunsthochschule "Burg
Giebichenstein" brachten zunächst eine
schnelle Entscheidung. Junge Künstler sollten
die gleiche Förderung erhalten wie
Sportler, zum normalen Stundenplan jeder
Schule kamen 4 Zusatzstunden Sport bzw.
Kunst.
Der Zusatzunterricht
musste mit viel Mühe abgesichert werden.
Viele verdienstvolle Trainer hatten beim
Sportklub keine Anstellung mehr, waren
z.T. außer Landes gegangen. Das
Bildungsministerium sicherte in
Zusammenarbeit mit dem Ministerium für
Arbeit und Soziales finanziell diese
Zusatzstunden ab.
So wie ganz am
Anfang unserer Geschichte suchte die
Sportschule wieder - so kurios es
klingen mag - nach einer
Turnhalle, suchte nach Möglichkeiten,
Geräte zur Durchführung des
Sportunterrichts zu beschaffen. Eine
weitere zu klärende Frage war, wie die
Struktur der Schule künftig aussehen
sollte.
Gesamtschule?
Gymnasium? Sekundarschule?
Am 11. September
1991 hieß es: Sportgymnasium mit
angegliederter Sportsekundarschule. Doch
dann wurde für die
Sportsekundarschule ein
Schulleiter berufen und damit die
eigenständige Entwicklung der
Sportsekundarschule festgeschrieben.
Erst 1996 konnten
wir konstatieren: Durch die
Unterstützung beider Ministerien, des
Olympiastützpunktes, der Sportvereine
und der Stadt Halle sind das
Sportgymnasium und die
Sportsekundarschule in ihrem Bestand
gesichert, sind aus der Schullandschaft
Sachsen-Anhalts nicht mehr wegzudenken.
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